Kreuzbandchirurgie – Operation am Knie

OCP Kassel

Riss des vorderen Kreuzbandes

Beim Riss des Kreuzbandes ist in der Regel des vorderen Kreuzbandes gemeint, welches viel häufiger verletzt wird als das hintere Kreuzband. Ein Riss des vorderen Kreuzbandes ist eine schwere Verletzung des Kniegelenkes, der in den meisten Fällen beim Sport auftritt, insbesondere bei Kontaktsportarten wie z.B. Fußball, Handball und Basketball, aber auch beim Skifahren.

In Deutschland passieren ca. 100.000 Kreuzbandrisse pro Jahr, wobei 80% beim Sport auftreten.

Durch die Verletzung entsteht eine schwere Funktionsstörung des Kniegelenkes, die zur Verminderung der Aktivität, zu einem vorzeitigen Gelenkverschleiß und sogar bis zur Belastungsunfähigkeit des Kniegelenkes mit nachfolgender Kniearthrose führen kann.

Eine adäquate frühzeitige Diagnose und geeignete Therapie sind notwendig, um schwerwiegende Spätfolgen für das Kniegelenk zu vermeiden.

Herr Dr. Gerd Rauch hat eine extrem große Erfahrung in der vorderen Kreuzbandchirurgie und hat über 5.000 Operationen mit einer VKB-Ersatzplastik durchgeführt. Neben Freizeitsportlern hat er auch viele professionelle Sportler wie z. B. den Handballprofi Malte Schröder von der MT-Melsungen im Jahre 2016 erfolgreich operiert, so dass die Sportler im gleichen Leistungsniveau ihren Sport wieder durchführen können.

Anatomie und Funktion des vorderen Kreuzbandes

Das Kniegelenk ist überwiegend durch Bänder und durch Muskulatur geführt. Während das Hüftgelenk ein breit umschließendes Kugelgelenk darstellt, sind die Kontaktflächen der Gelenkpartner beim Kniegelenk wesentlich geringer ausgeprägt, sodass das Kniegelenk durch Bänder und die Muskulatur stabilisiert wird. Neben dem inneren und äußeren Seitenband ist das vordere und hintere Kreuzband ein wichtiger Stabilisator, um den Ober- und Unterschenkel miteinander zu verspannen. Das vordere Kreuzband liegt in der Mitte des Kniegelenkes und ist nicht zu tasten.  Es hat eine enorme Reißfestigkeit von ca. 200 – 250 kg.

Ein Riss des vorderen Kreuzbandes ist eine typische Sportverletzung und geschieht meistens bei Verdrehung des Kniegelenkes. Durch die langen Hebel von Ober- und Unterschenkel, z.B. bei einem Zweikampf mit einem Gegenspieler oder beim Abstoppen des Kniegelenkes nach einem Wurf oder einem plötzlichen Richtungswechsel, treten erhebliche abrupte Kräfte auf das Kniegelenk auf, die zu einem Riss des vorderen Kreuzbandes führen.

Der Patient hört häufig ein Knacken und Knallen im Kniegelenk. Anschließend tritt fast immer eine Schwellung des Kniegelenkes mit Gelenkergussbildung auf. Der Patient kann nach der anfänglichen Schmerz- und Schwellungsphase das verletzte Bein häufig wieder relativ schnell belasten. Hierin besteht die große Gefahr, dass die Verletzung unterschätzt wird und die Diagnose häufig erst später gestellt wird, wenn der Patient über ein erhebliches Instabilitätsgefühl und Funktionseinschränkung klagt.

Deswegen wichtig: Nach einer Verdrehung des Kniegelenkes beim Sport, bei der das Kniegelenk angeschwollen ist, sollten Sie einen Spezialisten aufsuchen, um eine mögliche Verletzung des vorderen Kreuzbandes abzuklären.

Kreuzbandverletzungen treten vor allem bei Kontaktsportarten, wie Fußball, Handball, Basketball auf aber auch beim alpinen Skilauf, vor allem, wenn die Skibindung nicht aufgeht. Weiterhin treten sie gehäuft auf bei allen Kampfsportarten, wie Judo und Ringen.Durch die gut greifenden Schuhsohlen bei schnellen Stop-and-go-Bewegungen beim Sport kommt es ebenfalls gehäuft bei abrupten Richtungswechseln zu einem Kreuzbandriss.

Durch den Riss des vorderen Kreuzbandes kommt es zu einer erheblichen Instabilität des Kniegelenkes, sodass der Sportler sich auf das Kniegelenk nicht mehr verlassen kann, da es häufig bei Richtungswechseln wegknickt. Weiterhin treten entweder primär bei dem Unfall oder später infolge der Instabilität gehäuft Meniskusrisse und Knorpelschäden auf.

Diagnostik

Durch eine gezielte Untersuchung kann der erfahrene Spezialist eine vordere Kreuzbandläsion häufig sicher feststellen. Bei unsicheren Fällen oder zur Aufdeckung von Begleitverletzungen, wie Meniskus- und Knorpelverletzungen, sollte eine Kernspintomographie durchgeführt werden.

Bei einer normalen Röntgenaufnahme werden sowohl das vordere Kreuzband als auch der Meniskus und der Knorpel nicht dargestellt.

Die direkte Naht des vorderen Kreuzbandes gewährleistet leider häufig  keine stabilen Bandverhältnissen, da es durch die Lage im Gelenk und die schlechte Blutversorgung häufig zu keiner stabilen Ausheilung des gerissenen Kreuzbandes kommt.

Nur der beim Jugendlichen gelegentlich auftretende knöcherne Ausriss des vorderen Kreuzbandes kann refixiert werden.

Aus diesem Grund wird das vordere Kreuzband in der Regel durch eine körpereigene Sehne ersetzt. In der Regel wird eine Kniebeugesehne (Sehne an der Innenseite des Oberschenkels, Semitendinosus- oder Gracillessehnenersatz) verwandt. Alternativ kann auch ein Teil der Kniescheibensehne (Patellarsehne, Verbindung zwischen Kniescheibe und Unterschenkelknochen) verwendet werden.

Welcher Patient braucht eine operative Therapie?

Es sollten alle jüngeren Patienten sowie alle Patienten, die intensiv Sport treiben und diesen fortsetzen möchten, einer vorderen Kreuzbandersatzplastik zugeführt werden. Weiterhin sollten auf jeden Fall die relevanten Begleitverletzungen wie Meniskusrisse und Knorpelschäden therapiert werden.

Während früher ältere Patienten nicht operiert wurden, sollte heute der Anspruch des Patienten, seine sportliche Aktivität sowie vor allem der Zustand des Gelenkes für die Beratung bezüglich eines vorderen Kreuzbandersatz herangezogen werden. Auch ein älterer, sportlich aktiver Patient ohne weitere Gelenkschäden mit Wunsch, sich weiterhin sportlich zu betätigen, sollte eine vordere Kreuzbandersatzplastik erhalten. Bei hochgradigem Verschleiß des Gelenkes und älterem Patienten sollte eine vordere Kreuzbandersatzplastik nicht mehr durchgeführt werden.

Die sogenannte nicht operative Behandlung besteht darin, zunächst primäre Begleitverletzungen auszuschließen, eine Aufschulung der Oberschenkelmuskulatur voranzutreiben und den Patienten zu überprüfen. Sollte die Instabilität zunehmen oder eine Beschwerdesymptomatik auftreten, müsste ggf. das Behandlungskonzept geändert werden.

Operative Therapie (Kreuzbandersatzplastik)

Orthopädie Kassel - Kniegelenksoperatione bei kreuzbandchirurgie - vkb-Ersatz am Knie

Bei der operativen Therapie wird das Gelenk zunächst gespiegelt. Anschließend wird durch einen kleinen Schnitt an der Innenseite des Unterschenkels über dem Schienbeinkopf eine oder zwei Kniebeugesehnen entnommen. Es werden dann zwei Bohrkanäle gelegt: Einer vom inneren Anteil des Schienbeinkopfes zum Ansatz des vorderen Kreuzbandes und ein Bohrkanal am Ursprung des vorderen Kreuzbandes am Oberschenkknochen. Das Band wird dann in der Regel mit auflösbaren Implantatmaterialien (bei uns routinemäßig mit zwei auflösbaren Stiften) fixiert.

Für Revisionsoperationen werden in der Regel die sogenannte Quadricepssehne vom unfallbetroffenen selben Bein als Ersatzmaterial genommen, alternativ hierzu kann auch die Patellarsehne verwendet werden. Bei der Verwendung der Patellarsehne gibt es allerdings häufig in 10-20% aller Fälle operativ Sehnenansatzreizungen unterhalb der Kniescheibe, deswegen wird dieses Transplantat nicht mehr gern als primäres Transplantat von Herrn Dr. Rauch genommen.

Orthopädie Kassel - Malte Schröder - Kniegelenksoperationen - Kreuzbandchirurgie

Malte Schröder in Melsungen – er wurde von Dr. Rauch mit einer vorderen Kreuzbandersatzplastik versorgt.

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Wann ist der optimale Operationszeitpunkt für eine Kreuzbandersatzoperation?

Dieses ist ein wichtiger Punkt und für die Patienten häufig am Anfang nicht verständlich. Die vordere Kreuzbandersatzoperation sollte erst dann erfolgen, wenn das Kniegelenk ausreichend abgeschwollen ist und eine weitgehend freie Beweglichkeit des Kniegelenkes besteht.

Wenn das Knie stark geschwollen ist und eine erhebliche Bewegungseinschränkung vorhanden ist, besteht eine erhöhte Gefahr, dass nach der Operation Verwachsungen im Gelenk entstehen und das Gelenk deutlich einsteift. Hierbei handelt es sich um sogenannte Arthrofibrose (Bindegewebewucherung im Gelenk). Die Behandlung der Arthrofibrose ist häufig nicht befriedigend. Häufig verbleiben erhebliche Restbeschwerden und Bewegungseinschränkung bei dem Patienten, sodass der Patient, auch wenn er unter Zeitdruck steht, lieber drei bis vier Wochen nach dem Unfallereignis abwarten sollte –  insbesondere auch bei begleitenden Innenbandteilrupturen – um erst dann die Operation durchführen zu lassen. Entscheidend ist das funktionelle Ergebnis und nicht der unüberlegte zu frühe Operationszeitpunkt für den Patienten.

Der Eingriff kann ambulant oder kurzstationär erfolgen und wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt. Er kann aber auch in Rückenmarksnarkose (Spinalanästhesie) erfolgen.

Nach der Operation beginnt rasch eine krankengymnastische Übungsbehandlung. In der Regel wird eine Knieschiene angelegt und Übungen auf der Motorschiene absolviert. Ab der 6. bis 7. Woche beginnt nach Abschwellen des Gelenkes ein systematischer, gerätegestützter Muskelaufbau.

Die berufliche Tätigkeit kann bei Bürotätigkeit nach 3 – 6 Wochen aufgenommen werden. Bei körperlich schwer arbeitenden Personen ist die Wiederaufnahme der körperlichen Arbeit erst nach drei Monaten wieder möglich.

Kniebelastende Sportarten, wie Fußball und Basketball, sollten frühestens nach 6 – 9 Monaten bei ausreichend auftrainierter Muskulatur wieder absolviert werden.

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