Rotatorenmanschettenruptur, SLAP-Läsion, Pulley-Läsion (Erkrankungen der Bizepssehne)
Eine Rotatorenmanschettenruptur bezeichnet einen Riss eines oder auch mehrerer Muskeln oder Sehnen, die sich in der Rotatorenmanschette befindet. Die Rotatorenmanschette ist eine Sehnenhaube, die den Oberarmkopf von allen Seiten umfasst. Die Muskeln der Rotatorenmanschette entspringen am inneren und äußeren Schulterblatt und ziehen dann weit als Sehnenplatte unter der Schulterhöhe hauben- oder kappenförmig über den Oberarmkopf. Hierdurch entsteht eine extrem gute Beweglichkeit des Schultergelenkes. Durch einen Sturz z.B. auf den nach hinten ausgestreckten Arm kann es aber zu einer Einklemmung und Riss der Sehnenplatte unterhalb der Schulterhöhe kommen. Unterhalb der Rotatorenmanschette zieht durch das Gelenk die lange Bicepssehne hindurch. Die Bicepssehne kann sowohl an ihrem Ansatz am oberen Pol der Gelenkpfanne mit dem begleitenden Pfannenband eingerissen sein (SLAP-Läsion mit Beteiligung des Pfannenbandes). Eine weitere Verletzungsmöglichkeit ist im unteren Verlauf der Bicepssehne möglich. Die Bicepssehne zieht durch das Gelenk hindurch und zieht dann durch einen eigenen Knochenkanal. Der obere Anteil des Knochenkanals wird mit einem Teil der Sehnenplatte des vorderen Muskels der Rotatorenmanschette (Musculus subscapularis) stabilisiert. Auch diese Aufhängung kann sich verletzen, so dass die Bicepssehne sich dann nach innen verrenkt und außerhalb der Rinne läuft, da ein Teil der Scapularissehne gerissen ist. Auch kann die Bicepssehne selber (Pulley-Läsion). Teile der Subscapularissehne an der Bicepssehne fixiert. Solche begleitenden Sehnenverletzungen der Bicepssehne werden operativ bei der Versorgung der Rotatorenmanschette oder isoliert für sich endoskopisch versorgt. Neben einer direkten Naht, in der Regel mit einem Anker, muss man auch in einer Vielzahl der Fälle die Bicepssehne, wenn sie sehr zerstört ist, am oberen Anteil der Gelenkpfanne ablösen. Sie wird dann am oberen Anteil des Sehnenkanals mit einer Schraube im Knochen fixiert, so dass sie auch in der weiteren Funktion nicht stark beeinträchtigt ist.
Da die Bicepssehne für die Oberarmkraft nur mit unter 10 Prozent verantwortlich ist, führt eine Durchtrennung der Bicepssehne zu keinem größeren Kraftverlust, sodass bei einer Teilzerstörung der Bicepssehne auch diese operative Maßnahme durchgeführt wird. Die Bicepssehne rutscht dann nach unten in den Kanal hinein, verklebt sich in der Regel in der knöchernen Rinne am Oberarm.
In einigen operativen Fällen kann es zu einem leichten oder stärkeren Abrutschen des Muskelbauches der Bicepssehne am Oberarm kommen.
Arthroskopischer Eingriff bei Rotatorenmanschettenruptur (Riss der Sehnenplatte)
Nach exakter Diagnose wird der Eingriff arthroskopisch, d.h. minimalinvasiv oder arthroskopisch assistiert mit kleiner Öffnung des Schultergelenkes, durchgeführt. Das Schultergelenk wird arthroskopisch exakt inspiziert. Begleitende Verletzungen der langen Bizepssehne, die durch das Gelenk hindurch läuft, werden behandelt. Die Bizepssehne wird bei einem Riss oder Teilriss entweder am Ansatz, am Oberarmgelenkpol, durchtrennt und bei körperlich aktiven Patienten ggf. in der knöchernen Rinne wieder angenäht oder nur durchtrennt. Sollte bei jüngeren Patienten der obere Bizepssehnenanker abgerissen sein und das Sehnenmaterial noch gut sein, kann der obere Bizepssehnenankerkomplex mit dem angrenzenden Pfannenband (Slap-Läsion) mit speziellen Ankern arthroskopisch wiederbefestigt werden.
Anschließend wird die Rotatorenmanschette in ihren verschiedenen Sehnenanteilen exakt inspiziert, das Sehnenmaterial geprüft und arthroskopisch festgestellt, inwieweit die Sehne an dem ursprünglichen Ansatz des oberen Anteils des Oberarmkopfes (Rollhügel des Schultergürtels = Tuberculum majus) wiederbefestigt werden kann. Die Sehnenplatte wird dann mobilisiert. Das Schulterdach wird erweitert. Der Schleimbeutel wird zum Teil entfernt. Anschließend wird die Wiederbefestigungsstelle am äußeren Anteil des Oberarmkopfes (Footprint) amgefrischt. Es werden in der Regel ein bis drei Anker eingesetzt und die Sehnenplatte dann über mehrere Zugänge arthroskopisch refixiert oder der Schulterkappenmuskel (Deltamuskel) wird in seinem muskulären Anteil leicht gespalten und der Eingriff wird mit Spezialinstrumentarium in gleicher Weise wie arthroskopisch beendet. Je nach Größe des Defektes ist die Operation zum Teil sehr anspruchsvoll. Auch die Refixation der Sehnenplatte und die Größe des Defektes bestimmen die Nachbehandlung.
Rotatorenmanschettennaht
Nachbehandlung
In der Regel kann die Schulter in einem Bewegungsumfang von Streckung/Beugung 0/0/90° nachbehandelt werden, wobei zunächst assistierte Bewegungen durch die Krankengymnastik durchgeführt werden. Ab der 6. bis 7. Woche sind aktive Bewegungsübungen nach Wiederanheilen der Sehne möglich. Eine begleitende Motorschienenbehandlung ist oft sehr sinnvoll. Der Arm wird einer Schultergelenksschiene gelagert. Anschließend erfolgt noch eine verstärkte Nachbehandlung, auch geräteunterstützt. Insgesamt dauert der Nachbehandlungszeitraum zwischen drei bis sechs Monaten. Überkopfsportarten und Überkopfarbeiten sollten erst nach einem längeren Zeitraum von sechs Monaten wieder durchgeführt werden, nach Möglichkeit noch vermieden werden.